Memorial für die NS-Opfer initiiert

Auf Anregung des Departementes des Innern hat der Bundesrat im Frühling 2023 entschieden, einen Teil des geplanten Memorials für die Opfer des Nationalsozialismus im Rheintal zu realisieren. Nun sind die ersten konzeptionellen Arbeiten gestartet.

Der Bundesrat hat, gestützt auf parlamentarische Vorstösse, im Frühjahr 2023 entschieden, ein Memorial-Konzept mit den Elementen Erinnern, Vermitteln und Vernetzen zu unterstützen. Es soll an die vielfältige Rolle der Schweiz während des Zweiten Weltkrieges und des Holocausts erinnern. Dabei soll nicht zuletzt der Schweizer Opfer der nationalsozialistischen Verfolgung und den Zehntausenden jüdischen und anderen Geflüchteten gedacht werden, die oft nur illegal in die Schweiz kommen konnten oder an den Grenzen abgewiesen wurden.  Thema werden auch die vielen Fluchthelferinnen und Fluchthelfer und der Umgang der Schweizer Gesellschaft mit dem Krieg sein. Um den Aspekt Erinnern zu realisieren, ist ein nationales Memorial in Bern geplant.  Die Bereiche Vermitteln und Vernetzen sollen hingegen im Kanton St.Gallen realisiert werden.

Internationale Zusammenarbeit

Die Regierung des Kantons St.Gallen unterstützt den mit diesem Vorhaben geplanten Umgang mit der Vergangenheit, zumal die Flüchtlingsgeschichte im Rheintal mit der Schweizer Erinnerung an den Holocaust untrennbar verbunden ist. Die Landesgrenze am Rhein bildet einen Erinnerungsort für die Schweizer Flüchtlingsgeschichte, mit engem Bezug zum Fall des St.Galler Polizeikommandanten Paul Grüninger. Dieser rettete mehrere hundert jüdische und andere Flüchtlinge vor der Verfolgung und dem Holocaust. Von Fluchtbewegungen war die Landesgrenze im Rheintal auf ihrer ganzen Länge betroffen. Ein Schwerpunkt der Ereignisse ergab sich im Raum Diepoldsau. Durch ein neuartiges Ausstellungs- und Vermittlungskonzept soll Besucherinnen und Besuchern dort das Geschehen und dessen Bedeutung vermittelt werden. Aufgrund der Expertise und der Nähe wird die Entwicklung und der Betrieb dieser Ausstellungselemente durch das Jüdische Museum Hohenems erfolgen. Besucherinnen und Besucher werden während ihres Aufenthalts in der Region die Möglichkeit haben, in Hohenems im bestehenden Museum und in den Bauten der ehemaligen jüdischen Gemeinde auch andere Aspekte der jüdischen Geschichte und Kultur zu erfahren.

Im Jahr 2023 hat eine Arbeitsgemeinschaft des Kantons St.Gallen (Departement des Innern), des Schweizerischen Israelitischen Gemeindebundes (SIG), des Jüdischen Museums Hohenems und eines Fachbeirates mit Vertretenden zahlreicher Schweizer Institutionen konzeptionelle Vorarbeiten geleistet. Diese umfassen nicht nur Aspekte der Umsetzung des Vermittlungsangebots im Raum Diepoldsau, sondern insbesondere auch die damit verbundene Struktur eines gesamtschweizerischen Netzwerks. Darin sollen verschiedene weitere Institutionen miteinander verbunden werden. Das vorgesehene Netzwerk soll durch den Bund im Rahmen der neuen Kulturbotschaft unterstützt werden.

 

Erfolgreicher Radweg

Das Jüdische Museum Hohenems hat mit dem Radweg «Über die Grenze» in den letzten Jahren bereits ein Format für die Vermittlung von Fluchtgeschichten realisiert, das international Beachtung findet und das auch der Kanton St.Gallen unterstützt hat. Vor dem Hintergrund des Entscheids für die Realisierung eines Memorials wurden die Präsentation des Buches zum Radweg im Mai 2023 in Hohenems und die entsprechende Rede von Regierungsrätin Laura Bucher besonders beachtet. Ein zentraler Vermittlungsort im Raum Diepoldsau wird eine stärkere Breitenwirkung und weitere attraktive Formate ermöglichen.