Arbeitskräfte weiterhin stark gesucht

Nach über zwei Jahren liegt die Zahl der Stellensuchenden erstmals wieder über dem Vorjahresstand. Dennoch herrscht im Kanton St.Gallen praktisch Vollbeschäftigung.

Für Arbeitnehmende wie auch für Stellensuchende war die Lage auf dem Schweizer Arbeitsmarkt im Berichtsjahr sehr gut. Bereits das Ende der Pandemie brachte viele neue Arbeitsstellen – ein Trend, der sich auch im Jahr 2023 weitgehend fortgesetzt hat. In fast allen Sektoren gab es mehr offene Stellen als Bewerbungen.

Weltwirtschaft stagniert

Weil die Weltwirtschaft stagnierte, verlangsamte sich das Wachstum der Wirtschaft in den letzten Monaten des Jahres 2023. Im Vergleich zu anderen Ländern war die Schweiz kaum von den negativen volkswirtschaftlichen Folgen der Inflation betroffen. Doch die weltpolitischen Unsicherheiten hinterliessen auch hierzulande ihre Spuren, etwa bei den Auftragseingängen der exportorientierten Industrie. Trotzdem blieben Arbeitskräfte weiterhin stark gesucht. Weil auch Arbeitsstellen in Berufen mit niedrigen Qualifikationsanforderungen oft nicht besetzt werden konnten, spricht man zunehmend von einem Arbeitskräftemangel und nicht mehr nur von Fachkräftemangel.

Stellenmeldepflicht wird umgesetzt

Die Zahl der dem RAV gemeldeten offenen Stellen lag 2023 zwischen 4'000 und 5'000, was im langjährigen Vergleich einen hohen Wert darstellt. Da der Bundesrat im Rahmen der Stellenmeldepflicht für das Jahr 2024 die Liste der meldepflichtigen Berufe revidiert hat, ist mit einem leichten Rückgang zu rechnen. Schwergewichtig gesucht wurden Hilfsarbeitskräfte, Personen in Dienstleistungsberufen, Verkäuferinnen und Verkäufer sowie Personen in Handwerks- und verwandten Berufen. Die Stellensuchendenzahlen sind per Ende 2023 auf gegen 9'000 gestiegen und liegen damit etwas über dem Vorjahresstand.

Vorübergehender Anstieg bei der Kurzarbeit

Die Voranmeldungen zur Kurzarbeit betrafen bis im Sommer 2023 stets weniger als 1'000 Personen. Im Herbst 2023 sind sie kurzfristig leicht angestiegen, auf Ende des Jahres aber wieder auf gut 1'000 Personen gesunken. Die ausbezahlte Kurzarbeitsentschädigung beträgt seit Juni 2022 fast durchwegs weniger als eine Million Franken pro Monat. Dies entspricht einer Situation, wie sie vor der Corona-Pandemie herrschte. Im kommenden Jahr ist, falls keine einschneidenden Entwicklungen eintreten, nicht mit weitreichenden Änderungen zu rechnen.

Arbeit im Wandel – mit passenden Skills in die Zukunft

Wer in einer digitalisierten Arbeitswelt arbeitsmarktfähig bleiben will, muss sich ständig an neue Anforderungen anpassen und offen sein für Neues. Zu den heute geforderten digitalen Kompetenzen gehören Fähigkeiten im Umgang mit Informationen, in der digitalen Kommunikation und Zusammenarbeit, im Entwickeln von digitalen Inhalten, im Datenschutz und in der Problemlösung.

Bestimmte Berufe sind bereits heute oder auch mit Blick in die Zukunft besonders stark durch Veränderungen infolge der Digitalisierung betroffen. Dazu gehören neben den kaufmännischen Berufen auch Berufe im Marketing und Vertrieb, in der industriellen Produktion und im Detailhandel.

Neben den digitalen Kompetenzen werden im Arbeitsmarkt auch die sogenannten Soft Skills immer wichtiger. Soft Skills sind persönliche Fähigkeiten oder Eigenschaften, die im Arbeitsmarkt unabhängig von Fachkenntnissen berufsübergreifend gefordert werden. Dazu gehören Kommunikationsfähigkeit, Teamarbeit, selbständiges Arbeiten und die Bereitschaft, Neues auszuprobieren.

Meldeverfahren erreicht neuen Rekordwert

Um den steigenden Bedarf an Arbeits- und Fachkräften zu decken, nutzt die Wirtschaft seit jeher auch das Instrument der Zuwanderung bzw. der Personenfreizügigkeit. Kurzfristig und auch zur Befriedigung von Nachfragespitzen greifen Unternehmen gerne auf Arbeitnehmende aus der EU/EFTA zurück. Diese können im Rahmen des Meldeverfahrens für maximal 90 Tage von Betrieben aus der EU/EFTA in die Schweiz entsandt werden oder für diesen Zeitraum eine Stelle in einem Schweizer Betrieb antreten.

Auch bei den Meldeverfahren zeigt sich eindrücklich, wie schnell die Corona-Pandemie aus den Arbeitsmarktstatistiken verschwunden ist: Bereits im Jahr 2022 hatten die im Rahmen des Meldeverfahrens geleisteten Arbeitstage das Niveau des bisherigen Rekordjahres 2019 übertroffen. Auch im Jahr 2023 wird eine neue Rekordmarke gesetzt. Alles spricht dafür, dass dieser Trend auch kurzfristig seine Fortsetzung findet.

Gegenläufig war die Entwicklung 2023 dagegen bei der Anzahl Arbeitsgesuche für Personen aus Drittstaaten. Im Vergleich zum Jahr 2022 ging der Wert um 25 Prozent zurück; er bewegt sich somit auf dem Niveau von 2019.

Bediente Schwerpunktziele

Reduktion des Fachkräftemangels