«In meiner heutigen Arbeit kommt meine gesamte Erfahrung zum Tragen.»
Viele Wege führen in die Staatsanwaltschaft oder Jugendanwaltschaft. Hier erzählt Linda Sutter über ihren Werdegang von der kaufmännischen Angestellten zur Stellvertretenden Leitenden Staatsanwältin.
Nach einer Verwaltungslehre mit kaufmännischer Berufsmatur trat ich im Sommer 2003 meine erste Arbeitsstelle an. Als Zivilangestellte nahm ich in der Einsatzzentrale der Police Riviera in Vevey VD unter anderem eingehende Notrufe und Polizeifunksprüche entgegen. Fasziniert von diesem ersten Einblick in die Strafverfolgung absolvierte ich nach meiner Rückkehr in die Ostschweiz die Polizeischule im Kanton St.Gallen und arbeitete im Anschluss in verschiedenen Funktionen bei der Kantonspolizei Appenzell Ausserrhoden. Mit dem Wechsel zur Kriminalpolizei und meinen ersten Berührungspunkten mit Gewalt- und Sexualdelikten bildete ich mich mit dem MAS Forensics im Bereich des Straf- und Strafprozessrechts spezifisch weiter.
2011 wurde ich als Staatsanwältin gewählt. In den Folgejahren erfüllte ich mir einen grossen Wunsch und absolvierte berufsbegleitend das Jus-Studium. Rückblickend vergingen die 20 Jahre in der Strafverfolgung wie im Flug: 7 Jahre Kantonspolizei, 9 Jahre als (regionale) Staatsanwältin in der gesamten Breite des Strafrechts und die vergangenen 4 Jahre beim Kantonalen Untersuchungsamt als spezialisierte Staatsanwältin im Bereich komplexe Gewalt- und Sexualdelikte und Menschenhandel (sexuelle Ausbeutung). Hier führe ich einschlägige Strafverfahren, stehe als Ansprechperson rund um diese Fachthemen zur Verfügung und habe diese Fachbereiche konzeptionell weiterentwickelt.
Mit den Jahren kamen Lehraufträge in verschiedenen Weiterbildungsformaten aus dem Bereich des Strafprozessrechts und der Einvernahmetechnik – etwa im Fachkurs Kindesbefragung der Hochschule Luzern, der Weiterbildung Einvernahmen im Sexualstrafrecht der Universität St.Gallen oder an der Staatsanwaltsakademie – hinzu. Gerade diese Lehrtätigkeiten vernetzen mich und ermöglichen mir den fachspezifischen Austausch über die Kantonsgrenzen hinaus, was ich als sehr inspirierend erlebe. Im Kontext dieser Lehrtätigkeit habe ich Einvernahmekonzepte mitentwickelt, die inzwischen in vielen deutschschweizer Strafverfolgungsbehörden (und natürlich auch in meinen eigenen Verfahren) zum Einsatz kommen.
Meine Funktion als Stv. Leitende Staatsanwältin hat ein Profil, das ich als Berufsziel niemals so treffend hätte planen können, das aber richtig gut zu mir passt.
Seit 2023 darf ich in der Funktion der Stv. Leitenden Staatsanwältin die fachliche Leitung des Kantonalen Untersuchungsamtes mitgestalten und eine Gruppe von Staatsanwältinnen und Staatsanwälten leiten. Berufsbegleitend befasse ich mich im Rahmen des MAS Leadership & Management derzeit insbesondere mit Organisationsentwicklung, was ich bezogen auf den eigenen beruflichen Kontext als ausgesprochen spannend erlebe.
In meiner heutigen Funktion spiegelt sich die gesamte Erfahrung aus den vielfältigen beruflichen Tätigkeiten in unterschiedlichen Berufen, Organisationen und Kantonen. Meine Funktion hat ein Profil, das ich als Berufsziel niemals so treffend hätte planen können, dessen Gestalt ich ungemein schätze und das richtig gut zu mir passt.