Psychische Gesundheit – Kinder im Fokus
Viele Kinder und Jugendlichen sind von psychischen Erkrankungen wie Depressionen oder Angststörungen betroffen. Der Kanton St.Gallen engagiert sich mit verschiedenen Projekten für die Förderung der psychischen Gesundheit im Kindes- und Jugendalter.
Psychische Erkrankungen zählen in der Schweiz zu den häufigsten Krankheiten. Oft zeigen sie sich schon im Kindes- und Jugendalter. Aktuelle Studien legen offen, dass 10 bis 20 Prozent aller Kinder und Jugendlichen betroffen sind – während der Corona-Pandemie waren es sogar deutlich mehr. Die Hälfte aller psychischen Erkrankungen treten vor dem 18. Lebensjahr auf, ein Viertel bereits vor dem achten Lebensjahr.
33 Prozent der Kinder und Jugendlichen sind gestresst
Fast ein Drittel (32,6 Prozent) der Kinder und Jugendlichen leidet unter Stress. Der empfundene Stress nimmt mit dem Alter zu. Aber bereits bei den unter 12-Jährigen weisen 26,1 Prozent der Kinder hohe Stresswerte auf. Bei den Jugendlichen über 14 Jahren zeigen mehr als 45 Prozent ein hohes Stresslevel.
Stress beeinträchtigt die psychische Gesundheit massgeblich. Kinder und Jugendliche mit hohem Stressniveau haben ein geringeres subjektives Wohlbefinden und leiden deutlich stärker unter Ängstlichkeit und Unsicherheit.
Stress-Studie: Ein Drittel der Kinder ist gestresst | Pro Juventute
Psychische Belastungen frühzeitig erkennen
Psychische Erkrankungen, die nicht behandelt werden, haben für die betroffenen Kinder und Jugendlichen sowie für ihre Familien und die Gesellschaft langfristige Folgen. Im schlimmsten Fall enden psychische Erkrankungen tödlich: Nicht behandelte Depressionen sind in der Schweiz die häufigste Ursache für Suizide.
Damit psychische Belastungen möglichst früh erkannt werden, ist es zentral, dass gesellschaftliche Tabus und Stigmata rund um psychische Erkrankungen abgebaut werden. Kinder, Jugendliche und Erwachsene sollten über Gefühle und Probleme sprechen, wissen, wo sie Unterstützung erhalten und sich getrauen, Hilfe in Anspruch zu nehmen.
Gesunde Entwicklung aktiv unterstützen
Neben der Früherkennung und der Frühintervention steht die Prävention im Fokus: Massnahmen zur Förderung der psychischen Gesundheit und Stärkung der Schutzfaktoren sollen junge Menschen möglichst früh erreichen. Dabei geht es auch darum, soziale Ungleichheiten in Bezug auf die Gesundheit zu verhindern. Es sollen alle Kinder und Jugendlichen die Möglichkeit haben, gesund aufzuwachsen und ihr Potential entfalten zu können. Die Regierung postuliert dies auch in der Schwerpunktplanung.
Um das psychische Wohlbefinden der Bevölkerung zu verbessern, engagiert sich der Kanton St.Gallen unter anderem im Ostschweizer Forum für Psychische Gesundheit. Das Amt für Gesundheitsvorsorge setzt auch im Rahmen eines kantonalen Aktionsprogramms zur Förderung der psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen verschiedene Massnahmen um. Dabei werden in erster Linie Multiplikatoren und Fachpersonen, die mit Kindern und Jugendlichen arbeiten, mit einer breiten Auswahl von Angeboten unterstützt.
Prävention für Kinder und Jugendliche
Im Jahr 2022 war die Förderung der psychischen Gesundheit von Kindern und Jugendlichen eines der Schwerpunktthemen der Präventionsarbeit. Verschiedene kantonale Projekte und Massnahmen für Kinder, Jugendliche, Familien und Fachpersonen wurden im Jahr 2022 neu aufgegleist oder intensiviert. Auch die nationale Kampagne «Wie geht's dir?», an der sich der Kanton St.Gallen beteiligt, richtete sich im vergangenen Jahr verstärkt an Jugendliche, unter anderem mit einer App.
Angebote
3 Fragen zu «ensa – Erste Hilfe für psychische Gesundheit» an…
Tânia Soares, Mitarbeiterin der Fachstelle Psychische Gesundheit bei ZEPRA und ensa-Instruktorin
ensa basiert auf dem australischen Programm «Mental Health First Aid». Das Ziel war, die Idee von Nothelferkursen auf psychische Probleme zu übertragen. Im Jahr 2019 wurde das Programm auch in der Schweiz lanciert. Die «ensa Erste-Hilfe-Kurse» zeigen, wie man psychische Belastungen bei Betroffenen ansprechen und bei psychischen Krisen Erste Hilfe leisten kann.
Psychische Erkrankungen zählen zu den häufigsten Krankheiten. Jede zweite Person erlebt mindestens einmal im Leben eine psychische Krise. Neun von zehn Personen kennen jemanden, der psychische Probleme hat. Viele würden gerne helfen, wenn jemand in ihrem Umfeld psychisch belastet ist, wissen jedoch nicht wie. ensa leistet zudem einen Beitrag zur Enttabuisierung von psychischen Erkrankungen, indem die Kurse konkret zeigen, wie psychische Probleme angesprochen werden können.
Das Wichtigste ist, psychische Probleme rechtzeitig zu erkennen – sei es bei den eigenen Angehörigen, im Freundeskreis oder bei Arbeitskolleginnen und -kollegen. Man soll offen auf die Betroffenen zugehen und aktiv Hilfe anbieten. Psychische Belastungen und Erkrankungen werden in der Regel schlimmer, je länger man wartet. Auch als nicht psychologisch oder medizinisch ausgebildete Person kann ich jemandem in meinem Umfeld helfen. Nahestehende Personen bemerken oft als erste, wenn es jemandem nicht gut geht. Hier gilt es: Hinschauen, ansprechen, Unterstützung suchen – bevor eine akute Krise ausbricht.