Ausstellungssaal in europäischem Final

Der Ausstellungssaal des Stiftsarchivs war 2023 für den Preis des besten europäischen Museums nominiert. Die Qualität der jüngsten Erweiterung des Vermittlungsangebots im UNESCO-Weltkulturerbe Stiftsbezirk St.Gallen wurde damit klar bestätigt.

Der 2019 eröffnete Ausstellungssaal ist eine Massnahme des Managementplans UNESCO-Weltkulturerbe Stiftsbezirk St.Gallen. Die Hauptträger des Stiftsbezirks – der Katholische Konfessionsteil des Kantons St.Gallen, der Kanton St.Gallen und die Stadt St.Gallen – hatten gemeinsam das Ziel formuliert, die Vermittlungsangebote inhaltlich und räumlich zu erweitern. Damit erhöht sich die Attraktivität des Stiftsbezirks für einheimische und auswärtige Gäste. Mit der Nominierung des Ausstellungssaals des Stiftsarchivs für den Preis des europäischen Museums des Jahres 2023 («European Museum of the Year Award»; abgekürzt EMYA) würdigte eine internationale Fachjury «die bemerkenswerte Leistung bei der Steigerung der Attraktivität des Museums für die breite Öffentlichkeit».

Renommierter Preis

2023_GeschäftsberichtDI-DetailtextEMYA-Urkundenübergabe
Jakob Kuratli Hüeblin, Peter Erhart und Anina Steinmann nehmen in Barcelona die Nominierungsurkunde entgegen.

Der Ausstellungssaal des Stiftsarchivs gehört damit zu den besten neuen Museen Europas. Er wurde mit 32 weiteren Ausstellungshäusern nominiert. Stiftsarchivar Peter Erhart hat zusammen mit seinen Mitarbeitenden Jakob Kuratli Hüeblin und Anina Steinmann die Nominierungsurkunde entgegengenommen. Gewonnen hat den EMYA 2023 übrigens ein Museum aus Spanien: das Valencian Museum of Ethnology. Die Auszeichnung ist der am längsten bestehende und renommierteste Museumspreis in Europa. Er wurde 1977 ins Leben gerufen. 

Gemeinsames Projekt

Für den Bau des Ausstellungssaals des Stiftsarchivs war der Kanton zuständig; der laufende Betrieb wird vom Katholischen Konfessionsteil verantwortet. Das Stiftsarchiv kuratiert jährlich wechselnde Ausstellungen. Inhaltliche Grundlage bilden dabei die eigenen Bestände, insbesondere die einzigartige Überlieferung aus dem frühen Mittelalter. Die Ausstellungen des Stiftsarchivs widmen sich in der Regel sozial- und wirtschaftsgeschichtlichen Themen und ergänzen damit die beiden anderen musealen Angebote im Stiftsbezirk, den Gewölbekeller sowie den Barocksaal der Stiftsbibliothek. Die Jahresausstellung 2023 unter dem Titel «victus et vestitus – Nahrung und Kleidung» beleuchtete unterschiedliche Strategien der Altersvorsorge vom frühen Mittelalter bis in die Neuzeit, ein Thema, das bis heute nichts von seiner Aktualität eingebüsst hat. Als touristisches Highlight ist im Ausstellungssaal der weltberühmte St.Galler Klosterplan – eine Leihgabe der Stiftsbibliothek St.Gallen – zu bewundern. Der Ausstellungssaal des Stiftsarchivs wurde allein im Jahr 2023 von rund 55'000 Gästen besucht.

Digitale Erschliessung

Neben der Ausstellungstätigkeit widmete sich das Stiftsarchiv 2023 auch seinen weiteren Kernaufgaben – dem Schutz, der Erschliessung und der Erforschung seiner Bestände. Die digitale Neuerschliessung der Urkundenbestände des einstigen Klosters St.Gallen konnte so weit vorangebracht werden, dass 2024 mit einem Abschluss dieses Teilprojekts gerechnet werden kann. Unter der Federführung des Stiftsarchivs sind 2023 ausserdem Grundlagenarbeiten zum St.Galler Klosterheiligen Eusebius von Viktorsberg, zum Tafelzimmer im St.Galler Regierungsgebäude, zu den barocken Schreibmöbeln des Klosters sowie, begleitend zur Eröffnung des neuen St.Galler Klostergartens, zur barocken Orangerie im fürstlichen Hofgarten erschienen.