Rückstandsmeldungen in Bio-Lebensmitteln
Biologische Lebensmittel können nur so gut sein, wie die Umwelt in der sie angebaut, geerntet, transportiert, gelagert und verarbeitet werden. Die Kontrolle und Beherrschung sämtlicher Kontaminationspfade ist eine herausfordernde Aufgabe für alle beteiligten Akteure.
Im Berichtsjahr wurden vom AVSV insgesamt 30 Rückstandsfälle von Lebensmitteln hinsichtlich des Täuschungsaspektes, basierend auf den durchgeführten Abklärungen der Akteure (involvierte Betriebe und deren Zertifizierungsstellen (ZS)), beurteilt.
Eine Übersicht über die Rückstandsbefunde 2024 gibt nachfolgende Tabelle.
Spalte 1 | Spalte 2 | Spalte 3 |
---|---|---|
Lebensmittel(zutat) |
Rückstand (Erstbefund) |
Bio-Status aberkannt / Bemerkung |
Rohkaffee |
Glyphosat (0.01 mg/kg) |
Nein; Betrieb hat Ware konventionell vermarket. |
Rohkaffee |
Glyphosat (0.022 mg/kg) |
Nein; Betrieb hat Ware konventionell vermarket. |
Äpfel |
THPI (0.084 mg/kg) |
Nein |
Mehl |
Piperonylbutoxid (0.012 mg/kg) |
Nein |
Chiasamen |
Ethylenoxid (0.012 mg/kg) |
Nein; Mehrere Gegenanalysen weisen auf zweifelhaften Erstbefund hin |
Kartoffeleintopf |
Piperonylbutoxid (0.012 mg/kg) |
Nein |
Chiasamen |
Ethylenoxid (15.9 mg/kg) |
Nein; Mehrere Gegenanalysen weisen auf zweifelhaften Erstbefund hin. |
Teigware (Spätzle) |
Chlorat (0.012 mg/kg) |
Nein |
Kräutertee |
Glyphosat (0.017 mg/kg), DDE (0.003 mg/kg), DDT (0.004 mg/kg). |
Nein |
Kaffee |
Phthalimid (0.062 mg/kg) |
Nein; kein Nachweis im Rohkaffee, PI-Bildung durch Röstprozess erklärbar. |
Rotkleeblüten (getrocknet) |
Mehrfachrückstände |
Nein; Firma verzichtet auf Bio-Vermarktung als Lebensmittel. |
Tomaten gehackt |
Bromid (0.72 mg/kg) |
Nein |
Kaffee |
Phthalimid (0.064 mg/kg) |
Nein; kein Nachweis im Rohkaffee, PI-Bildung durch Röstprozess erklärbar. |
Kartoffeleintopf |
Benzalkoniumchlorid (0.011 mg/kg) |
Nein; Freigabe mit Auflagen. |
Holunderblüten |
Anthrachinon (0.007 mg/kg), Phthalimid (0.021 mg/kg) |
Nein |
Brennnessel (getrocknet) |
Picaridin (0.017 mg/kg) |
Nein; Unbeabsichtigte Kontamination durch Insektensprays wahrscheinlich |
Gerste zum Rösten |
Cypermethrin (0.11 mg/kg; Piperonlybutoxid (0.44 mg/kg) |
Warenbesitzer nicht im Kanton SG ansässig. Fall an zuständige Behörde überwiesen. |
Hibiskusblüten getrocknet |
Cypermethrin (0.011 mg/kg); Perchlorat (0.025 mg/kg) |
Nein |
Erbsen |
Phosphonsäure (0.036 mg/kg) |
Nein; Interventionswert von 0.05 mg/kg ist nicht überschritten |
Kartoffeln |
Fluxapyroxal (0.021 mg/kg) |
Nein |
Bratkartoffelgewürz |
Chlorat (0.09 mg/kg), Perchlorat (0.036 mg/kg) |
Nein |
Basilikum |
Bromid (28.5 mg/kg), Perchlorat (0.036 mg/kg) |
Nein |
Kakaomasse |
Fipronil (0.0035 mg/kg) |
Nein |
Salbeikraut |
Cyprodinil (0.013 mg/kg), Fluazinam (0.011 mg/kg), Metalaxyl (0.014 mg/kg) |
Nein; relevante Konzentrationen liegen unter 0.01 mg/kg; Abdrift von Nachbarfeldern |
Linsen |
Phosponsäure (0.019 mg/kg) |
Nein |
Schwarztee |
Anthrachinon (0.012 mg/kg) |
Nein |
Erbsen |
Phosphonsäure (0.098 mg/kg) |
Nein |
Kornblumenblüten blau mit Kelch |
Glyphosat (0.013 mg/kg), DDE-p (0.002 mg/kg), DDT, total (0.003 mg/kg) |
Nein |
Lauchpulver |
Tebuconazol (0.014 mg/kg) |
Nein |
Nachfolgend sei ein besonders interessanter Rückstandsfall detaillierter dargestellt.
In einer Kakaomasse wurde Fipronil in einem sehr geringen Mengenverhältnis von 0.0035 mg/kg festgestellt. Fipronil ist ein in der EU nicht mehr zugelassenes Insektizid. Der Rückstandshöchstgehalt (RHG) für Kakaobohnen ist mit 0.005 mg/kg sehr tief geregelt. Für Kakaomasse besteht kein RHG. Aufgrund dieser Ausgangslage musste daher zunächst geprüft werden, ob die zur Herstellung der Kakaomasse verwendeten Kakaobohnen den relevanten RHG überhaupt erfüllt hatten. Diese Frage konnte nach aufwendigen Abklärungen (ergänzende Analysen, Probenahme, Berichtsgrenzen, Herstellverfahren, etc.) unter Berücksichtigung des konkreten Herstellverfahrens der Kakaomasse bejaht werden. Mittels einer vom Hersteller durchgeführten Nachkontrolle an einer repräsentativen Kontrollmischprobe (aus 30 Teilproben) der Kakaomasse konnte der Erstbefund nicht bestätigt werden. Eine nicht erlaubte Anwendung wurde in der Folge ausgeschlossen.
Eine mögliche Erklärung für den festgestellten, jedoch nicht bestätigten Fipronilbefund konnte in einem Guidance-Dokument der Europäischen Kakao Vereinigung (eca) zum Pestizideinsatz im Kakaoanbau gefunden werden. Dort wurde betreffend Lagerung folgender Hinweis genannt:
An issue that may be overlooked is the treatment of the wooden pallets on which cocoa sacks are stored - especially for the control of termites. Termite insecticides are often, out of necessity, persistent and toxic and have included chemicals such as chlorpyrifos and fipronil, together with other now obsolete organochlorines. It is now thought that some high residue incidents in produce have arisen from indiscriminate treatment of pallets, and that greater care must be taken in future.
Da sich der Fipronilbefund (0.0035 mg/kg) in der Kakaomasse nicht verifizieren lies und keinerlei Anhaltspunkte für eine nicht erlaubte Anwendung festgestellt werden konnten, wurde der Bio-Status der Ware bestätigt. Der Hersteller wurde angewiesen, der möglichen Verdachtsquelle (Fipronilbehandelte Holzpaletten) auf den Grund zu gehen.