Wie sicher sind scharfe Lebensmittel
Scharfe Lebensmittel mit einem sehr hohen Gehalt an Capsaicinoiden sind jüngst vor allem durch virale Wettbewerbe wie die "Hot Chip Challenges" in den Fokus geraten. Doch der Konsum solcher Produkte birgt Risiken: Schleimhautreizungen, Übelkeit und Bluthochdruck sind gefährliche Nebenwirkungen. Eine Untersuchung des Kantonalen Labors St. Gallen zeigt, dass 27 % der getesteten Proben beanstandet wurden – jedoch erfreulicherweise nicht wegen zu hohem Capsaicin-Gehalt, sondern aufgrund unzulässiger Farbstoffe und Kennzeichnungsmängel.
untersuchten Proben wurden beanstandet
- Nicht erlaubte Farbstoffe (3)
- Kennzeichnung (2)
Capsaicinoide sind chemische Verbindungen, die in der Natur vor allem in Chilischoten vorkommen und für ihre charakteristische Schärfe verantwortlich sind. Neben Chilis finden sich diese Stoffe auch in Gewürzmischungen, Saucen und verarbeiteten Lebensmitteln, die mit Chili gewürzt werden. Das bekannteste Capsaicinoid ist Capsaicin, das in der Regel zwei Drittel bis drei Viertel des Gesamtcapsaicinoidgehaltes ausmacht. Die Schärfe von Chilischoten wird in Scoville-Einheiten (SCU = [engl.] Scoville unit) gemessen und angegeben. In kleinen Mengen sind Capsaicinoide für viele Menschen unproblematisch, jedoch bergen sie bei übermässig hohem Verzehr Risiken. Unerwünschten Wirkungen machen sich beim Verzehr von sehr scharf gewürzten Speisen durch Schleimhautreizungen, Übelkeit, Erbrechen oder Bluthochdruck bemerkbar. Wettbewerbe, bei denen extreme Schärfe im Mittelpunkt steht – wie sogenannte "Hot Chip Challenges" werden durch soziale Medien und Plattformen wie beispielsweise TikTok gefördert, da die Teilnehmer dieser Wettbewerbe ihre Reaktionen in Form von Videos teilen und so andere zur Nachahmung animieren. Die Gefahren solcher Wettbewerbe liegen insbesondere auch in der extrem hohen Konzentration von Capsaicinoiden in den verwendeten Produkten, da diese speziell für diese Challenges entwickelt wurden und in der schnellen Verzehrszeit und Aufnahme von Capsaicinoiden. Aufgrund des anhaltenden Trends zum Konsum sehr scharfer Lebensmittel hat das Kantonale Labor St. Gallen eine Kampagne zu scharfen Lebensmitteln durchgeführt. Dafür wurden 18 Proben aus unterschiedlichen Geschäften und Online-Shops im Kanton St. Gallen erhoben und auf ihren Gesamtcapsaicingehalt untersucht. Für jedes Produkt wurde eine Einzelfallbeurteilung vorgenommen, die Gesamtmenge der Capsaicionoide quantifiziert und die Art der Aufnahme über das vorliegende Lebensmittel zu berücksichtigt. Zusätzlich wurden die Etiketten der Produkte bezüglich der korrekten Kennzeichnung geprüft.
Resultate
Von den 18 untersuchten Proben waren fünf Proben zu beanstanden, was einer Beanstandungsquote von 27 % entspricht. Keine der Proben war aufgrund eines zu hohen Capsaicin-Gehalts zu beanstanden. Drei der Proben enthielten gemäss Deklaration die nicht zulässigen Farbstoffe Gelborange S (E 110) und Tartrazin (E 201). Die Farbstoffe sind gemäss Zusatzstoffverordnung generell zulässig, unterliegen jedoch bei den Lebensmittelkategorien Einschränkungen. Diese Farbstoffe dürfen Chips und Gewürzgurken nicht zugesetzt werden. Die drei Proben wurden aufgrund der nicht zulässigen Farbstoffe beanstandet und ein Verkaufsverbot verfügt. Zusätzlich wurden bei diversen Proben Kennzeichnungsmängel festgestellt. Zwei Proben wurden diesbezüglich beanstandet, jedoch aufgrund der Geringfügigkeit der Mängel wurden keine Massnahmen verfügt. Weitere vier Proben wurden aufgrund von Kennzeichnungsmängel zur weiteren Bearbeitung an die zuständigen kantonalen Stellen überwiesen. Alle Proben waren bezüglich der untersuchten Capsaicinoide und der angegebenen oder abgeschätzten Verzehrsmenge und der Aufnahmezeit in Ordnung. Auffällig waren bei dieser Kampagne jedoch die Proben mit nicht zulässigen Farbstoffen. Diese Produkte sind von den Händlern direkt aus dem Ausland bezogen worden. Eine weiterführende Kampagne mit dem Fokus auf Chips aus Direktimporten soll nächstes Jahr geplant werden.